In Westdeutschland wurden mindestens 24.000 t PCB im Bausektor in offenen Anwendungen wie Fugenmassen, Farben, Kabelummantelungen und Klebstoffen verwendet, von denen heute noch ca. 50 bis 80 % vorhanden sind. Gebäude, die PCB in offenen Anwendungen enthalten, emittieren PCB in die Umwelt. Die PCB-Fahne von Städten reicht bis ins Umland, und PCB aus der Luft reichern sich in Futtermitteln und Böden an. Dies kann zu Höchstgehaltsüberschreitungen in Lebensmitteln aus Freilandhaltung führen. Für Westdeutschland errechnen sich PCB-Emissionen aus Gebäuden von jährlich 7 bis 12 t. Zusätzlich werden PCB durch Auswaschung, Verwitterung und Abrieb in Böden und Gewässer eingetragen. Weit höhere Mengen gelangen bei nicht fachgerecht durchgeführten Sanierungen in Luft, Böden und Abwasser sowie in Abfall- und Recyclingströme. Dargestellt werden die wichtigsten Ergebnisse einer Studie des Umweltbundesamtes zur Belastung der Umwelt und von Lebensmitteln mit ausgewählten persistenten organischen Schadstoffen in Bezug auf Quellen der PCB im Baubereich.
Belastungen durch PCB
PCB sind reproduktions-, neuro-, immun- und lebertoxisch. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (International Agency for Research on Cancer, IARC) stufte PCB im Jahr 2013 als krebserregend (Kategorie I) beim Menschen ein (IARC, 2015). Menschen nehmen PCB – und damit dl-PCB – sowie Dioxine und Furane über die Nahrung auf, insbesondere über fetthaltige tierische Lebensmittel wie Fleisch, Milchprodukte und Eier sowie Fischereierzeugnisse.
In Deutschland überschreitet ein Teil der erwachsenen Bevölkerung mit der Nahrungsaufnahme bereits die tolerierbare tägliche Aufnahme (tolerable daily intake, TDI) von 2 pg (Pikogramm) TEQ pro kg Körpergewicht und Tag für die Summe aus Dioxinen, Furanen und dl-PCB und auch den TDI-Wert für Gesamt-PCB von 20 ng (Nanogramm) pro kg Körpergewicht und Tag (BfR, 2010). Bei Kindern liegt die PCB-Aufnahme über die Nahrung bezogen auf das Körpergewicht beim 2,5-Fachen und bei gestillten Säuglingen beim 50- bis 100-Fachen der Aufnahme von Erwachsenen (BfR, 2008).
Um die Exposition von PCB sowie Dioxinen und Furanen über Lebensmittel wirksam zu reduzieren, wurden für die EG bzw. EU im Jahr 2006 Höchstgehalte für die Summe aus Dioxinen, Furanen und dl-PCB (Verordnung [EG] Nr. 1881/2006) und im Jahr 2011 für die Summe aus den 6 PCB-Leitkongeneren in Lebensmitteln (Verordnung [EU] Nr. 1259/2011) festgelegt.
In Deutschland wurde das Lebensmittelmonitoring von dl-PCB und PCB-Leitkongeneren intensiviert, um die Einhaltung der Grenzwerte zu überwachen. In diesem Rahmen wurde festgestellt, dass insbesondere Nutztiere aus extensiver Haltung (Rind, Schaf, Legehennen) bzw. die von ihnen gewonnenen Lebensmittel auch ohne spezifische Futtermittelbelastung die in der EU zulässigen Höchstgehalte für die Summe von Dioxinen/Furanen und dl-PCB zum Teil überschreiten. Dabei wird der größte Teil der Höchstgehaltsüberschreitungen von dl-PCB verursacht (Weber et al., 2015a).

Sie lesen einen Auszug aus „Belastungen von Umwelt und Lebensmitteln durch PCB-Emissionen aus Gebäuden – Bedeutung und Handlungsbedarf“ von Dr. rer. nat. Roland Weber und Dipl.-Phys. Christine Herold, erschienen in „Gebäudeschadstoffe und Innenraumluft“, Band 3. Den kompletten Artikel können Sie in unserem Shop als PDF-Download erwerben.
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