Abbruch und Entsorgung von Gebäudeschadstoffen

Gebäudeschadstoffe erkennen und bewerten

Im Zusammenhang mit Abbrucharbeiten von baulichen und technischen Anlagen sind Gebäudeschadstoffe in zweierlei Hinsicht von entscheidender Bedeutung. Zum einen ist das Wissen um das Vorhandensein (wo, was und wie viel) von Schadstoffen in der abzubrechenden Bausubstanz für den Abbruchunternehmer zwingend notwendig für das Aufstellen der eigenen Gefährdungsbeurteilung. Zum anderen bestimmt das Vorhandensein von Gebäudeschadstoffen ganz entscheidend die abfalltechnische Qualität des beim Abbruch entstehenden Abbruchmaterials.

Blick auf einen kontaminierten Bereich einer ehemaligen Galvanik, in der sehr hohe Konzentrationen der Gebäudeschadstoffe Chrom<sub>ges.</sub>, Chrom VI, Blei sowie an Cyaniden festgestellt wurden (Quelle: Müller-BBM GmbH, NL Dresden)
Blick auf einen kontaminierten Bereich einer ehemaligen Galvanik, in der sehr hohe Konzentrationen der Gebäudeschadstoffe Chromges., Chrom VI, Blei sowie an Cyaniden festgestellt wurden (Quelle: Müller-BBM GmbH, NL Dresden)

Vorgehensweise bei Abbrucharbeiten

Soll ein Objekt abgebrochen werden und es liegen keinerlei Ergebnisse aus Voruntersuchungen vor, so sind durch das ausschreibende Ingenieurbüro im Rahmen der Ausschreibungserstellung folgende Recherchen in schriftlichen Unterlagen oder durch Befragungen bei Behörden, Nutzern, möglicherweise auch Anliegern, durchzuführen:

  • Handelt es sich bei dem abzubrechenden Objekt um eine registrierte Altlastenverdachtsfläche (liegen Ergebnisse einer historischen Erkundung, einer orientierenden oder einer detaillierten Erkundung vor)?
  • Wie wurde die bauliche Anlage in der Vergangenheit genutzt? Welche Baustoffe wurden eingesetzt, und wo besteht der begründete Verdacht des Einsatzes von Materialien, die gefährliche Stoffe enthalten können?

Sind keine aussagekräftigen Bauunterlagen vorhanden, so ist es zweckmäßig, im Rahmen der Begehung organoleptische Prüfungen (z. B. riechen, ansehen, tasten) durchzuführen und bei begründetem Verdacht Öffnungen, z. B. in Zwischendeckenbereichen, Fußböden oder Wänden, vorzunehmen. Sollten vor Beginn des Abbruches der baulichen Anlage keinerlei Ergebnisse aus Voruntersuchungen vorhanden und zudem auch keine Recherchen möglich sein, so sind spätestens bei begründetem Verdacht baubegleitend Materialanalysen durchzuführen.

Einteilung der Gebäudeschadstoffe

Es wird zwischen baustoff- und nutzungsbedingten Gebäudeschadstoffen unterschieden.

Zu den baustoffbedingten Gebäudeschadstoffen gehören:

  • Asbest
  • KMF (künstliche Mineralfasern)
  • PCB (polychlorierte Biphenyle)
  • PAK (polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe)
  • Holzschutzmittelwirkstoffe, wie PCP (Pentachlorphenol), Lindan (Gamma-Hexachlorcyclohexan) und DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan)
  • Schwermetalle, wie Blei, Chrom und Quecksilber

Nutzungsbedingte Gebäudeschadstoffe können vielfältiger Herkunft sein. Sie sind u. a. in Galvaniken, Farben-, Lack- und Öllagern, Tankstellen und Fahrzeugpflegediensten zu finden. Dabei werden neben den oben aufgeführten baustoffbedingten Schadstoffen u. a. folgende Substanzen und Substanzgruppen angetroffen:

  • MKW (Mineralölkohlenwasserstoffe)
  • Lösemittel wie Benzol, Toluol und Chlorkohlenwasserstoffe
  • Desinfektionsmittel
  • Reinigungsmittel mit u. a. Weichmachern und Flammschutzmitteln

Ebenfalls zu den nutzungsbedingten Kontaminationen zählen biologische Belastungen wie Schimmel und Taubenkot.

Buch Abbrucharbeiten

Schadstoffentsorgung

Asbestentsorgung

  • Abfallschlüssel 170605: Baustoffe auf Asbestbasis
  • Abfallschlüssel 160212: gebrauchte Geräte, die freien Asbest enthalten
  • Abfallschlüssel 161304: Abfälle aus der Asbest verarbeitenden Industrie

 Entsorgung von künstlichen Mineralfasern (KMF)

  • Abfallschlüssel 170603*: anderes Dämmmaterial, das aus gefährlichen Stoffen besteht oder solche Stoffe enthält

 Entsorgung von polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK)

  • Abfallschlüssel 170301*: kohlenteerhaltige Bitumengemische
  • Abfallschlüssel 170303*: Kohlenteer und teerhaltige Produkte
  • Abfallschlüssel 170106*: Beton, Ziegel, Fliesen, Keramik mit schädlichen Verunreinigungen
  • Abfallschlüssel 170204*: Glas, Kunststoff und Holz, die gefährliche Stoffe enthalten oder durch gefährliche Stoffe verunreinigt sind

 Entsorgung von polychlorierten Biphenylen (PCB)

  • Abfallschlüssel 170902*: Bau- und Abbruchabfälle, die PCB enthalten

 Entsorgung von Pentachlorphenol (PCP)

  • Abfallschlüssel 170204*: Glas, Kunststoff und Holz, die gefährliche Stoffe enthalten oder durch gefährliche Stoffe verunreinigt sind
  • Abfallschlüssel 170603*: Dämmmaterial, das aus gefährlichen Stoffen besteht oder solche enthält

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